Enteckung, Herstellung und Verwendung der Farben im Laufe der Menschheitsgesschichte
Tauchen wir ein in die wunderbare Welt der Chemie und Physik der Farben:
Ocker/orange/rot
Ocker/Orange war die erste Farbe, welche die Menschheit benutze, um sich nachhaltig gestalterisch auszudrücken. Es handelte sich dabei um aus Lehm gewonnene Pigmente, die Eisenoxide und Manganoxide enthalten. Da sie relativ lichtecht und sogar wetterfest sind, blieben die Höhlenmalereien auch über Tausende von Jahren erhalten. Ocker ist gelblich-rötlich-bräunlich, je nach Gehalt der chem. Verbindungen.
Diese Farben wurden bereits vor ca. 40 000 Jahren benutzt, wie uns die Abbildungen von Händen an den Höhlenwänden der El Castillo -Höhle in Spanien und in Höhlen auf Sulawesi in Indonesien beweisen. Fein zerriebenes Pigment wurde mit Hilfe eines Röhrchens auf die Wand gesprüht, wo man gleichzeitig die Hand auflegte, sodass diese sich nachher als farbfreies Negativ vom besprühten Grund abhob.
Die frühesten künstlerischen Hinterlassenschaften zeigen Handabdrücke, Punkte, Scheiben und Linien aus rötlichem Pigment.
El Castillo-Höhlen (Nord-Spanien)
Die mit Hilfe von Messungen auf ca. 40 000 Jahre alt geschätzten Malereien in den El Castillo-Höhlen wurden 2008 zum Unesco Welterbe der paläolithischen Höhlenmalereien im Norden Spaniens erklärt.
Auch in Afrika wurden Steinmalereien gefunden.
Neueren Datums sind die Höhlenmalereien der Cueva de las Manos am Rio Pinturas in Argentinien. Auch hier handelt es sich vorwiegend um Handnegative, deren Entstehung zwischen 7000-1000 vor Christus datiert ist.
Diese Malereien wurden zum UNESCO Welterbe erklärt.
Das Bild dieser wunderbaren Darstellung ist am Ende des Blog-Textes via Link zu sehen.
Zitat aus heise.de , 11.10.2014, Andrea Naica-Loebell:
«Es wird meist angenommen, dass Europa vor 40.000 Jahren das Zentrum der frühesten Explosion menschlicher Kreativität war, besonders der Höhlenmalerei. Aber die Höhlenkunst aus Sulawesi zeigt, dass ungefähr zur selben Zeit auf der anderen Seite der Welt Menschen Handabdrücke und Bilder von Tieren gezeichnet haben, die genauso beeindruckend sind wie jene in den europäischen Eiszeit-Höhlen von Frankreich und Spanien.»
(Das Beitrags-Bild stammt aus Welt24, Bericht von Pia Heinemann, 20.10.14, Bild Bildquelle Kinez Reza.)
Die Radiocarbonmethode, mit welcher man das Alter von organischem Material messen kann, ist nicht geeignet für die Datierung der Malereien, denn diese bestehen aus anorganischen Pigmenten aus Lehm.
Zitat aus http://www.scinexx.de/wissen-aktuell-14838-2012-06-15.html
«Pike und seine Kollegen datierten die Malereien nun indirekt: über Kalkablagerungen, die sich wie winzige Stalaktiten im Laufe der Zeit auf den Höhlenbildern gebildet haben. Dafür nutzten sie die sogenannte Uran-Thorium-Datierung. Sie basiert auf dem radioaktiven Zerfall von Uran zu Thorium. Aus dem Verhältnis dieser beiden Atomsorten in den Kalkablagerungen konnten die Forscher ermitteln, wann sich diese auf den Höhlenwänden gebildet hatten. Dies gab ihnen das Mindestalter der darunterliegenden Höhlenmalereien an. (doi: 10.1126/science.1219957)
Auf Grund des Alters der Malereien, ist nicht klar, ob es der Homo sapiens oder sogar noch der Neanderthaler war, der die Malereien anfertigte.
Rot Pigmente aus natürlichen Eisenoxiden sind ebenfalls bei 35 000 Jahre alten Höhlenmalereien verwendet worden.
Nach den Sprühmethoden entstanden im Laufe der Zeit auch richtige Höhlenmalereien von Tieren und Menschen, die bisher bekanntesten in Südfrankreich, Spanien, Indonesien, aber eigentlich über die ganze Erde verteilt.
Die Malereien der Altamira und der Chauvet Höhle gehören zu der sogenannten frankokantabrischen Höhlenkunst (UNESCO Welterbe)
Zinnober-Rot
Rot, also zinnoberrot als Mineral, wurde erst viel später als Farbe verwendet.
Man fand es in Malereien in Pompeji. Dieses Rot war als Mineral und Pigment aber schon vorher bei den Chinesen, Griechen und Römern bekannt. Es erwies sich als nicht besonders lichtstabil. Die Chinesen habe die künstliche Herstellung erfunden.
Rot aus Krapp, also pflanzliches Rot, war bereits bei den Aegyptern bekannt zum Färben von Textilien.
englischer Text zur roten Farbe:
https://www.artsy.net/article/artsy-editorial-history-red
Blau
Die zweit- älteste, vom Menschen verwendete, künstlich hergestellte Farbe ist Blau.
Nachweislich 5000 Jahre vor Christus wurde in Afghanistan der Stein LapisLazuli als Farbliferant entdeckt . Er wurde nicht nur in fester Form als Stein zu Schmuck verarbeitet, sondern auch gemahlen und als Pigment zur Herstellung von Farbe verwendet, die aufgetragen werden konnte. Mit diesem wunderbaren Blau wurde reger Handel betrieben. Man konnte nachweisen, dass quasi sämtliches Lapis Lazuli Blau, welches in den vorchristlichen Hochkulturen verwendet wurde, aus Afghanistan stammte. Es gab auch andere Fundstätten, aber jenes aus Afghanistan war das Beste. Blau aus LapisLazuli wird Fra Angelico Blau genannt
Der Pharao Tutanchamun lebte ca. 1332-1323 vor Christus (wikimedia).
Seine Maske enthält richtiges Lapislazuli.
Die Aegypter (und Chinesen) erfanden später ein künstlich hergestelltes Blau, das weniger kostspielig war als jenes aus LapisLazulis:
man nennt es heute Aegyptisch Blau.
In der Antike fand Aegyptisch-Blau seinen Weg zu den Griechen und nach Mesopotamien, dann auch zu den Römern inklusive deren Provinzen.
Die Herstellung in Aegypten endete mit dem Untergang des römischen Reichs (keine Nachfrage mehr).
Ein anderes künstlich hergestelltes Blau vergangener Zeiten ist das Maya Blau. Wie der Name sagt, wurde es bei den Maya gefunden (Mexiko): man geht davon aus, dass sie es selbst erfanden.
Maya Blau basiert auf dem Gemisch vom Mineral Palygorskit, Blättern der Indigopflanze und Kopalharz.
Maya Blau ist äusserst stabil gegenüber Hitze, Witterung, Säure und Lauge.
Grün
Später kam Grün dazu.
Es wurde auch in Aegypten hergestellt und heisst deshalb Aegyptisch Grün:
wie man sieht, handelte es sich bei der Herstellung dieser Farben um chemische, hoch komplexe Verfahren, die auch gefährlich sein konnten:
Zitat aus seilnacht.com
“Ein Gemisch aus Quarzsand, Calciumcarbonat (oder Calciumoxid), Kupfer(II)-oxid und Borax wird in einem Brennofen mehrere Tage lang auf 900 bis 950°C erhitzt. Das Borax dient als Flussmittel. Die Temperatur darf dabei 1050 °C nicht übersteigen, da sonst das entstehende Pigment wieder zersetzt wird. Das entstehende, glasförmige Produkt wird nach der Reaktion zermahlen und mit verdünnter Salzsäure gereinigt. Je nach Herstellungsbedingungen (Körnung, Reaktionstemperatur) erhält man hellere oder dunklere, graue oder grünliche Varianten.“
www.seilnacht.com
Gelb
Für die Farbe Gelb gab es 2 grundlegende Gewinnungs/Herstellungsverfahren:
1)
Aus dem giftigen Arsen-Erz Auripigment, das als das leuchtende Goldgelb des Altertum bekannt ist, und auch noch in der Renaissance benutzt wurde. Dieses Verfahren wurde bei den Aegyptern praktiziert.
2)
aus dem Pflanzenstoff Crocin der Krokusblüte. Dieses Verfahren wurde vor allem in Asien verwendet.
Gelbe Kleidung war kostbar, weshalb sie vor allem Würdenträgern und Königen vorbehalten war in Indien und China.
Das viel billigere Gelb aus Kurkuma wurde vorwiegend zum Färben von Speisen und Papier verwendet.
Purpur
Überlieferungen zu folge entdeckten die Phönizier, wie man aus gewissen Meerschnecken die tolle Farbe purpur gewinnen konnte. Diese Schnecke heisst Purpurschnecke., weil sie ein purpurfarbiges Sekret absondert.
Es gelang den Phöniziern verschieden leuchtende Farbabstufungen herzustellen, was dann schnell über ihre Landesgrenzen hinaus bekannt und begehrt wurde und sie deshalb gewinnbringenden Handel betreiben konnten.
Empfehlungen und Links:
Cuevo de las Manos:
https://de.wikipedia.org/wiki/Cueva_de_las_Manos#/media/File:Cueva_de_las_Manos1.jpg
Phantastische, sehr empfehlenswerte Website: www.seilnacht.com
Viel Interessantes zu Farben: chem. Formeln, chem. Reaktionen, physikalische Erklärungen, Geschichte, Kunstgeschichte, psycholog. und soziale Bedeutung der Farben etc. und natürlich das Aussehen der vielen Farbtöne.