Romantik, ca. 1775 – ca. 1850

Die Romantik ist eine Geisteshaltung, kein Stil. Eine Idee, die von ungefähr 1770 bis ca. Ende des 19. Jahrhunderts die Musik, Literatur, Poesie, Malerei und weitere Gebiete beeinflusste. In der Musik dauerte die Romantik am längsten, bis Ende 19. Jahrhundert.

Die Klassik, resp. der Klassizismus mit den Stilen Louis XVI., Empire und Biedermeier, die den Barock ablösten, provozierten eine Gegenbewegung, die sogenannte Romantik.
Den Namen Romantik prägten die Gralshüter der alten Schule, die Anhänger des Klassizismus, die das Überdrehte und Irrationale dieser neuen Strömung kritisierten und ablehnten.

Goethe meinte zu der romantischen Strömung folgendes:

„Das Klassische nenne ich das Gesunde und das Romantische das Kranke. Und da sind die Nibelungen klassisch wie der Homer, denn beide sind gesund und tüchtig. Das meiste Neuere ist nicht romantisch, weil es neu, sondern weil es schwach, kränklich und krank ist, und das Alte ist nicht klassisch, weil es alt, sondern weil es stark, frisch, froh und gesund ist. Wenn wir nach solchen Qualitäten Klassisches und Romantisches unterscheiden, so werden wir bald im reinen sein.“

Zitat von Johann Wolfgang Goethe an Eckermann, 02.04. 1829

Caspar David Friedrich, „Mann und Frau den Mond betrachtend“, 1830/35

Romantik war die Reaktion sowohl auf die Strenge des von der Antike inspirierten Klassizismus, wie auch auf die vernunftgerichtete Philosophie der Aufklärung, die ja
in Deutschland vor allem durch Immanuel Kant geprägt war.

Zitate von zwei sehr berühmten Romantikern:

Der Maler Caspar David Friedrich:

»Der Maler soll nicht bloß malen, was er vor sich sieht, sondern auch, was er in sich sieht. Sieht er aber nichts in sich, so unterlasse er auch zu malen, was er vor sich sieht. Sonst werden seine Bilder den spanischen Wänden gleichen, hinter denen man nur Kranke oder gar Tote erwartet.« (Caspar David Friedrich)

Der Dichter Novalis:

»Indem ich dem Gemeinen einen hohen Sinn, dem Gewöhnlichen ein geheimnisvolles Ansehen, dem Bekannten die Würde des Unbekannten, dem Endlichen einen unendlichen Schein gebe, so romantisiere ich es.« (Novalis)

Die Romantiker wandten sich ab von der klassischen Antike, die in Renaissance und Barock noch als Vorbild galten, und suchten nun ihre Identität in den Wurzeln der eigenen Kultur. Sie griffen zurück auf die Mythologie und Sagenwelt der nordeuropäischen Geschichte, also auf ihre Volkskultur.
Das Mittelalter galt ihnen daher als das ideale Zeitalter.
In Deutschland führte diese Begeisterung für altes Kulturgut allmählich zu einem aufgeladenen nationalen Vaterlandskult.

Die Geisteshaltung der Romantiker war auch eine Antwort auf die voranschreitende Industrialisierung, die zu Landflucht und Verstädterung führte. Die grossen Veränderungen in den Gesellschaften, hervorgerufen durch enormen Fortschritt in Technik und Wissenschaft einerseits und Vernunftdenken andererseits, schürten die Sehnsucht nach Natur und Landidylle. 

Die Romantiker suchten den Gegenpol zu diesen rasanten Entwicklungen, die das Leben der Menschen massiv veränderten. Einseitige, ungesunde Entwicklung war den Romantikern zuwider. Das sogenannt Romantische sollte eben auch Platz haben neben dem zunehmend um sich greifenden Rationalen.
Ihr Ziel war, Wissenschaft, Religion und Dichtung zu vereinen und dabei die Grenzen des Verstandes zu erweitern mit dem Unerklärbaren und Wundervollen, das in der Natur vor sich ging.
Siehe Novalis mit seinen Drogen-Erfahrungen (Hymnen an die Nacht). Novalis war ein bedeutender deutscher Schriftsteller und Philosoph der Frühromantik. In seinem Roman-Fragment Heinrich von Ofterdingen greift er das Motiv der blauen Blume auf, die zum Symbol der Romantik wurde und für etwas Metaphysisches steht, respektive die romantische Sehnsucht nach dem Unendlichen, Unerreichbaren, nach der Liebe und somit auch als Verbindung zwischen Mensch und Natur gesehen wird. 

Die Romantiker waren beeinflusst von den Philosophen Johann Gottlieb Fichte (1762-1814) und Friedrich Wilhelm Schelling (1775-1854), die den Geist bzw. die Natur als grundlegendes Prinzip allen Seins betrachteten.

Carl Eduard Ferdinand Blechen, «Landschaft im Winter bei Mondschein» (1829)

Romantik richtet sich gegen das Nützlichkeitsdenken und die Gewinnorientierung der Industrialisierung, gegen das Grossbürgertum, das Etablierte, Spiessige und gegen das ausschliessliche Vernunftdenken allgemein.
Das Gefühlvolle, Abenteuerliche, Mysteriöse, Unbewusste, ja sogar das Schaurige, Fantastische und Traumhafte sollen aufleben und die Grenzen des Verstandes sprengen. Es entstanden Sammlungen von Märchen, Sagen und Mythen als populäre Texte. In der Romantik waren auch Ritterromane und Schauergeschichten sehr beliebt.

Malerei während der Romantik

Beliebte Sujets in der Malerei sind oft die Naturgewalten: wilde Berge, tosende Wasserfälle, dunkle Höhlen, verfallene Burgen, aufgewühltes Meer, düstere Wälder, Sonnenauf-und-Untergänge wie auch Friedhöfe.
Oft werden Motive genutzt, die eine Grenze zwischen der Wirklichkeit und dem Traumhaften markieren, wie etwa Mondschein, Zwielicht, Dämmerung oder ein Blick in die Ferne. Romantiker fühlen sich getrieben zum Fernen, Unerreichbaren. Deshalb ist das Wandermotiv ein beliebtes Thema der Romantik. Es ist die Suche nach sich selbst.
Neben den Naturdarstellungen waren auch Götter, Regenten, Historienmalerei beliebte Bildsujets.
In der Kunst der Romantik wird die Frau als anbetungswürdiges, aber für den Künstler unerreichbares, entrücktes Ideal dargestellt. Diese Idealisierung kann aber auch ins Gegenteil umschlagen. Es gibt die entgegengesetzten Muster: einerseits Heroisierung, andererseits Dämonisierung.

Wandermotiv

Andreas Achenbach, «Blick vom Rolandsbogen»

Die Natur-Maler

Sie sehen das Göttliche, Mystische in der Natur.

Deutschland

Einige Beispiele von viele:

Runges, Philipp Otto, 1777 – 1810
Friedrich, Caspar David, 1774 – 1840, gilt als der bekannteste Vertreter der dt. Romantik
Andreas Achenbach (1815 – 1910)
Carl Spitzweg (1808 – 1885)
Carl Wagner (1796 – 1867)
Carl Eduard Ferdinand Blechen (1798 – 1840)

Joseph Karl Stieler (1781 – 1858)
Ferdinand Oehme (1797 – 1855)

Norwegen

Johan Christian Clausen Dahl (1788 – 1857), enger Freund von Caspar David Friedrich

Frankreich


Louis Théodore Géricault (1791 – 1824
)
Eugène Delacroix (1798 – 1863). Er gilt als führende Figur der romantischen Malerei Frankreichs und wegen seinem für die damalige Zeit speziell grosszügigen Umgang mit Farben als Wegbereiter für den Impressionismus. Seine berühmten Werke:
«Die Freiheit führt das Volk»
«Dante und Virgil in der Hölle» (oder: «Die Dante Barke»)
«Der Tod des Sardanapal»
«die Frauen von Algier»

England


William Turner  (1775 – 1851
)
John Constable (1776 – 1837)

Tschechien


August Piepenhagen (1791 – 1868)

Italien

Francesco Hayez (1791 – 1882)

Spanien:
(Francisco de Goya (1746 – 1828) wird verschiedenen Stilen zugeordnet, aber generell entzieht sich seine Malerei einer stilgeschichtlichen Einordnung.
Man kann sagen, er durchbrach alle Stil-Konventionen.
Er gilt als Aussenseiter zwischen Rokoko und Romantik.
Zuerst eher Rokoko: siehe zum Beispiel «Der Sonnenschirm». Nach Schlaganfall und Krankheit erkennt man eindeutigen Wandel im Malstil zu düsteren Werken und Sozial-Kritik.
Er malt viele gespenstische, bedrohliche Wesen, die seiner Imagination entspringen.

Beispiele für romantische Malerei

Runges, Philipp Otto, 1777 – 1810, Frühromantik

Philipp Otto Runge Wir drei

Philipp Otto Runges, „Wir drei“

Friedrich, Caspar David, 1774 – 1840

Caspar David Friedrich zeigt uns naturreligiöse Symbolismus-Romantik:
Die romantische Landschaftsmalerei sollte das Absolute, die göttliche Unendlichkeit vermitteln. Die Landschaftsmalerei von Friedrich lässt im Betrachter grosse Gefühle aufkommen. Er malt die Landschaft der Seele, der melancholischen Seele. Die Emotionen beim Betrachten der Bilder lassen den Menschen die Ehrfurcht vor dem Göttlichen spühren. Friedrich wurde damit nach 1810 der berühmteste Maler der deutschen Romantik.
Mit „Kreuz im Gebirge“ gelingt ihm ein magisches Werk (1808), wofür er harte Kritik, aber noch mehr Begeisterung und Lob erhält.
Friedrich bricht damit die Traditionen, denn laut dem vorherrschenden Kunstverständnis jener Zeit, waren die Themen „Götter „, „Regenten“ und „Landschaften“.
Der Kritiker Ramdhor bemängelt, dass die Landschaftsmalerei in der Hierarchie der Kunst doch ganz unten einzuordnen sei, sich bei Friedrich nun aber plötzlich in „die Kirche schleichen und auf Altäre kriechen“ wolle.

Dazu meint Friedrich:
Wäre er, schreibt der Künstler in einem Journal, „auf der einmal gebahnten Straße einhergegangen, wo jeder Esel seinen Sack trägt, wo Hund und Katze der Sicherheit wegen wandeln, weil die berühmten Künstler der Vorzeit als Muster und Vorbilder da aufgestellt worden, wahrlich der Kammerherr von Ramdohr hätte geschwiegen“.

Caspar David Friedrich, „Kreuz im Gebirge“

Caspar David Friedrich, „Das grosse Gehege“

Carl Spitzweg

Carl Spitzweg, «Der Schmetterlingsfänger», 1840

Carl Wagner

Carl Wagner, «Bei Mondschein»

Carl Eduard Ferdinand Blechen

Carl Eduard Ferdinand Blechen, «Das Innere des Palmenhauses auf der Pfaueninsel»

Joseph Karl Stieler

Carls Stieler malte fantastische Portraits
links: Bildnis Ludwig van Beethoven beim Komponieren der Missa Solemnis.
rechts: Bildnis Johann Wolfgang von Goethe

Ernst Ferdinand Oehme

Ernst Ferdinand Oehme, «Waldinneres»

Norwegen

Johan Christian Clausen Dahl (1788 – 1857)

Johan Christian Clausen Dahl, «Hühnengrab im Winter»

Frankreich

Louis Théodore Géricault (1791 – 1824)

Louis Théodore Géricault, «Das Floss der Medusa»

Eugène Delacroix (1798 – 1863), gilt als einer der bekanntesten Romantiker.

Eugène Delacroix, «Die Freiheit führt das Volk».
Sein Meisterwerk, das ihn überall bekannt und berühmt machte:
«Der 28.Juli 1830, Die Freiheit führt das Volk», Museum Louvres Paris (Marianne : La Liberté guidant le peuple. Der Name Marianne war sehr häufig in Frankreich und wurde in der Revolution zum Symbol für Freiheit und Frankreich zugleich)
Die Aufstände der Bürger und Arbeiterklasse gegen Unterdrückung, respektive gegen gnadenlose Ausbeutung durch die Industrialisierung, hatte
in der Julirevolution von 1830 (Les Trois Glorieuses) den endgültigen Sturz der Bourbonen in Frankreich zur Folge. Es kam zu einem liberalen Königreich, wo das Bürgertum wieder mehr Macht erlangte. Ursache der Revolution war die reaktionäre Politik König Karls X.

Eugène Delacroix, «Waisenkind auf dem Friedhof», 1823

England

William Turner, (1775 – 1851)

William Turner, «Sonnenuntergang über einem See»

William Turner, «Die Schlacht bei Trafalgar» (1806)

John Constable

John constable «Der Schimmel»

Piepenhagen

August Piepenhagen, «Winterlandschaft mit gefrorenem Teich», 1850

Der Lukasbund und die Nazarener

dem Katholizismus nahestehende oder gar zum Katholizismus rückkonvertierte Maler, die sich religiös-romantisch ausrichteten und damit einer konservativen Utopie folgten. Viele von ihnen, auch Deutsche, zogen nach Rom, um dort zu leben und arbeiten. Gegründet wurde die Malrichtung in Wien und Rom zu Beginn des 19. Jahrhunderts. Sie trugen Frisuren wie im Mittelalter. Ihr Anliegen war, das Christentum vermehrt in die Kunst einfliessen zu lassen. Die alten Meister der deutschen und italienischen Malerei dienten als Vorbilder. Sie bildeten eine Schule und hatten Nachfolger. Ihr Ziel war auch, durch die Kunst ein Bild vom idealen Menschen zu vermitteln und somit etwas zur Erziehung und Bildung des Menschen beizutragen.
Anknüpfungspunkt war die Zeit vor der Reformation. Sie pflegten die religiöse Historienmalerei und inspirierten sich bei Werken von Albrecht Dürer und Raffael.
Die Nazarener malten die männlichen Protagonisten gerne mit langen Haaren, mit Mittelscheitel und langen Bärten, so wie sie sich die Anhänger von Jesus Christus vorstellten, die ja auch Nazarener genannt wurden.


Friedrich Overbeck (1789 – 1869)
Franz Pforr (1788 – 1812)
Philipp Veit (1793 – 1877)
Peter von Cornelius (1783 – 1867)
Heinrich Maria von Hess (1798 – 1863)

Friedrich Overbeck (1789 – 1869)

Friedrich Overbeck, «Italia und Germania (Sulamith und Maria)»

Friedrich Overbeck, «Die Madonna vor der Mauer», 1811

Franz Pforr

Franz Pforr, «Madonna und Kind mit dem Johannesknaben»

Peter von Cornelius

Peter von Cornelius, Carolina Grossi, the first Wife of the Artist

Philipp Veit

Philipp Veit, «Karl der Grosse»

Heinrich Maria von Hess

Heinrich Maria von Hess, «Die Flucht nach Ägypten»