Gotik (1150 – 1500)

Nach der Romanik die 2. Ausdrucksform mittelalterlicher Architektur und Kunst.
Früh-, Hoch- und Spätgotik.
Im Gegensatz zur vorangehenden Romanik und nachfolgenden Renaissance gilt die Antike nicht als Vorbild.

Künstler und Werke
Ideen und Ziele
Merkmale
Politische und Gesellschaftliche Ereignisse

Einige Künstler der Malerei


Cimabue, 1240 – 1302 / Simone Martini, 1284 – 1366 / Giotto di Bondone, 1266 – 1337 / Pietro Lorenzetti, 1280 – 1348 / Ambrogio Lorenzetti, 1290 – 1348
Taddeo Gaddi, 1290 – 1366 / Duccio di Buoninsegna, * -1319 / Meister Bertram, 1345 – 1415 / Theoderich von Prag, ? / Stefan Lochner, 1410 – 1451 / Lukas Moser, 1390 – 1434

Weltliche Darstellungen

Früh-Gotik
3 Katzen mit Ratte
Künstler unbekannt

Künstler: Ambrogio Lorenzetti, (ca. 1290 – 1348)
Stadt Ansicht, Fresco

Künstler: Ambrogio Lorenzetti, (ca. 1290 – 1348)
Landschafts Darstellung, Buon Governo, (Gute Regierung),

Künstler: Simone Martini, (ca. 1285 – 1344)
Titel: Guido Riccio da Fogliano

Künstler: Ambrogio Lorenzetti, (ca. 1290 – 1348)
Michael und Drache

Sakrale Darstellungen

Künstler: Simone Martini, (um 1285 – 1344)
Die Verkündigung an Maria, (Tempera auf Holz)

Künstler: Duccio di Buoninsegna, ca. 1255 -1318)
Engel

Künstler: Meister Bertram (1345 – 1415)
Die Anbetung der hl. 3 Könige, Buxtehuder Marienaltar

Künstler: Jean Fouquet, (ca.1415/20 – 1477/81)
Die Kreuzigung, 1455

Künstler: Ambrogio Lorenzetti, (ca. 1290 – 1348)
Das Kornwunder des hl. Nikolaus

Ideen und Ziele

Das Christentum war nun fest verankert in Europa und die Mentalität der Menschen entwickelte sich weiter. Gerade im Sakralbau konnte man mit dem neuen gotischen Stil dem Glauben und der Verehrung Gottes noch deutlicher Ausdruck verleihen.

Licht und Raum sollen das Gefühl von Erhabenheit und Nähe zu Gott vermitteln. Hochstrebende, spitz zulaufende Türme, schlanke hohe Säulen und in die Höhe gezogenen Bögen, dazu filigrane Buntglasfenster vermitteln das Gefühl von Leichtigkeit. Der Eindruck dieses Hochstrebens verdeutlicht sich in der Betonung der Vertikalen.
Wände, die in der vorangegangen Romanik als Schutz gegen das Böse geschlossen waren, werden in der Gotik aufgebrochen und mit grossen, hohen Fenstern versehen, damit möglichst viel Licht einströmen kann.
Im Gegensatz zur Romanik, wo viele Räume aneinander gereiht waren, soll der Innenraum einer gotischen Kirche eine Einheit bilden.
Der typisch romanische Rundbogen wird vom typisch gotischen Spitzbogen abgelöst.

Eine solche Bauweise verlangt natürlich statisch ein anderes Vorgehen als bisher. Die Wände müssen mit Säulen gegliedert werden, die ihr Gewicht wiederum über Bögen auf andere Säulen übertragen. Nur so können die gewaltigen Kräfte aufgefangen werden. Die gotische Skelettierung der Mauersubstanz führt zu Eleganz und vermittelt den Eindruck von Leichtigkeit. Die Säulen und Pfeiler symbolisieren die Apostel und Propheten, die den christlichen Glauben tragen. Der Schlußstein, der eine Mauer mit der anderen verbindet, sollte Jesus versinnbildlichen.

Der Gotische Stil fand seine höchste Ausdrucksform in den Kathedralen. Die bedeutendsten Sakralbauten Westeuropas sind heute noch die augenfälligsten Zeugen dieser Epoche. Kathedralen waren Gesamtkunstwerke von Architektur, Glasfenster/Glasmalerei und Plastiken/Skulpturen.
Aber nicht nur in der Architektur, sondern auch in allen anderen Kunstformen fand die Gotik ihre Ausprägung.
Man nennt den gotischen Stil auch opus francigenum (Werk der Franzosen)

Beginn:
Früheste Anzeichen des sich entwickelnden gotischen Architektur-Stils findet man in Frankreich, von wo sich er Stil für Kathedralenbau über ganz Europa ausbreitete.

Ab 12. Jh. in Frankreich: Fassade und Chor der Abteikirche von Saint-Denis (1130-44), es folgten viele andere. Laut dem Abt Suger, der sie aus einer romanischen Basilika umbauen liess, kann diese Architektur den „Geist zum Ursprung des Lichtes, zum wahren Licht hinführen, dessen Pforte Christus selber ist“.

kathedrale-saint-denis-paris
kathedrale-saint-denis, Nähe von Paris

Notre Dame de Paris: Grundstein-Legung im Jahr 1164. Es dauerte mehrere Menschenleben, bis sie fertig war und in den nächsten Jahrhunderten wurde sie mehrmals umgebaut.
Hier ein sehr informativer Film über die Geschichte ihres Baus, alles genau erklärt.
Eugène Emmanuel Viollet-le-Duc (1814 – 1879) war einer der Architekten, die im 19. Jahrhundert die Führung für die Totalrestaurierung übernahm. Er selbst war Mittelalter-Verehrer und gestaltete die Kathedrale auf Grund seiner intensiven Studien über Mittelalter-Kunst auf seine ganz persönliche Weise.

https://www.zdf.de/dokumentation/zdf-history/notre-dame—die-jahrtausendkathedrale-102.html

Victor Hugos historischer Roman «Notre Dame de Paris» (1831) ist Weltliteratur und machte die Kathedrale wieder populär. (Der Glöckner «Quasimodo» von Notre Dame)

Les Plus Belles Eglises DU Monde - Notre-Dame de Paris

Notre Dame de Paris, Lithographie

Notre Dame de Chartres, die Vollkommenheit des hochgotischen Stils. (Unesco Weltkultur-Erbe)

Notre Dame de Chartres

Notre Dame de Chartres mit 2 ungleichen Türmen, Hochgotik
Im Jahr 1194 wird mit dem Bau begonnen und nur 24 Jahre später steht dieses Meisterwerk.

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Südfenster, Detail, Notre Dame de Chartres

Die Innenräume galten als düster, weil sich auf dem Stein während Jahrhunderten Staub, Russ und Schmutz abgelagert hatte. Nach jahrelanger Renovation erstrahlt das Innere der Kathedrale nun wieder im reinen Weiss des geputzten Kalksteins, wie es früher war. So wird die Absicht der gotischen Philosophie wieder deutlich erkennbar: Licht und Helligkeit sind von Gott und führen zu Gott.

Die Kathedrale von Chartres ist nicht die grösste und auch nicht die höchste, aber sie ist aussergewöhnlich, weil sie die Vollkommenheit des gotischen Stils verkörpert.
Es herrscht ein Gleichgewicht zwischen dem Gefüllten und dem Leeren, dem Dunkel und dem Licht. Die verschiedenen Räume stehen in ausgeglichenem Verhältnis zu einander.

sieh link: https://www.alamy.de/stockfoto-kathedrale-von-chartres-innen-vue-interieure-de-la-cathedrale-de-chartres-130392241.html

Ab 12. Jh. in England : Chor der Kathedrale von Canterbury (1174-84), es folgten viele andere.
Ab 12. Jh. in der heutigen Schweiz: Kathedrale von Lausanne mit ca. um 1190 errichtetem Binnenchor (das erste voll entwickelte Beispiel von Gotik auf dem europ. Kontinent ausserhalb Frankreichs und Spaniens), es folgten viele andere.
Ab 13. Jh. Im heiligen römischen Reich (Deutschland): 1235 mit der Elisabethenkirche in Marburg, es folgten viele andere

Merkmale

  • Kathedralen, Skelettbau und Kreuzgewölbe zur Verteilung der Kräfte ermöglicht hochstrebende Bauweise
  • Spitzbögen
  • Türmchen
  • Glasfenster und Fensterrosen mit Malereien
  • Betonung der Vertikalen

Architektur und Skulptur

Figuren am Portal der Strassburger Kathedrale

Woher kommt der Begriff Gotik?

Der italienische Renaissance Künstler und Biograph Giorgio Vasari, den man als Begründer der Kunstgeschichte bezeichnet, nannte die 2. Stil-Epoche des Mittelalters die “arte gotica“, Kunst der Goten. Die Goten, eine germanische Völkergruppe (Barbaren) waren ja bekanntlich die Feinde Italiens.

In der auf die Gotik folgende Renaissance wollte man sich vom Mittelalter abgrenzen, in dem man sich wieder den antiken Idealen zuwandte und sich von den nördlich der Alpen vorherrschenden Architekturströmungen distanzierte.
Weil die Renaissance in Italien so schnell zur Blüte kam, verschwand die Gotik dort bereits im 14. Jh.

Gotik in der profanen Welt:
die Idee dieses Hochstrebens und der Leichtigkeit mit Spitzchen und Türmchen liess sich in voller Ausgestaltung nicht auf profane Wohn- und Regierungsgebäude übertragen.

Bildhauerei und Malerei
gotische Bildhauerei und Malerei gab es erst ab ca. 1220.
Ab dann begann eine feingliedrige, körperbetonte Darstellung des Menschen.
Ab 1240 verlieh man den Menschen eine starke Mimik und eine ausgeprägte Gebärde.

Politische und gesellschaftliche Ereignisse des 12., 13. und 14. Jahrhunderts:

Dauernde Kämpfe um Vorherrschaft zwischen Kaiser und Papst, zwischen Kaiser und Städten und innerhalb von führenden Familien führten zu großen politischen, weltanschaulichen und wirtschaftlichen Veränderungen. Es kam teilweise zur Schwächung der päpstlichen wie auch der feudalen Macht, was das Bürgertum erstarken liess. Die Menschen begannen allmählich die Welt um sie herum neu zu entdecken.